Auf der Reeper-bahn mittags um drei ...
Manchmal ist das Gute tatsächlich direkt vor der Nase, und man sieht es gar nicht. Wie der „Schlagermove". Seit 21 Jahren findet diese Veranstaltung in Hamburg statt, ohne von mir beachtet zu werden. Bis Samstag, den 14. Juli 2018. Seit diesem Tag weiß ich, was ich in all den Jahren verpasst habe: eine absolut geile Hammer-Veranstaltung! Zurückhaltende Hanseaten? Träumt weiter! 400.000 Menschen in den abenteuerlichsten Verkleidungen feierten ein „Festival der Liebe“. Bunt, bunter, am buntesten. Blumenketten um den Hals, Blüten im Haar, Perücken in allen Farben, Sonnenbrillen in allen Formen. Und alle ein Lächeln im Gesicht und Schlager auf den Lippen. Textsicher von Anfang bis Ende. Gassenhauer wie
„Tanze Samba mit mir“, „Ein Festival der Liebe“, „Wahnsinn“,„Aber bitte mit Sahne“ oder „Atemlos“
hatte ich natürlich auch gut drauf. Nur in die aktuellen Malle-Hits wie „Wer ist die Mutter von Nicki Lauda?" und „Johnny Däpp“ musste ich mich erstmal reinhören. Dafür bekomme ich das eingängige „Mama Laudaaa“ (*) jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Genauso wie Andreas Gabaliers „Hulapalu“ und den Ohrwurm „Live dabei – auf der Schladminger Planei“. Den singe ich jetzt sogar im Schlaf. Denn das war das meist gespielte Lied auf dem Truck der „Genussspechte“ aus der Steiermark.
Mathias, Geschäftsführer des Schladming/Dachstein-Tourismusmarketings, hatte mich eingeladen, auf dem Wagen der steirischen Ferienregion mitzufahren und mitzufeiern. „Du, als Hamburgerin, musst das doch mal erlebt haben", fand er. Wie wahr! Die Schladminger sind schon seit 12 Jahren dabei, als einziger Truck aus Österreich, und als der mit der besten Stimmung – finden viele. Zum Beispiel ein Ehepaar, das extra aus München angereist ist, um auf dem Dachstein-Wagen den Schlagermove zu erleben.
„Einmalig“, fanden sie und schauten vom Oberdeck des Wagens begeistert über die singende, tanzende Menschenmenge vor den Landungsbrücken. „Skihütten-Stimmung in dieser wunderschönen Stadt. Im Winter fahren wir wieder Ski auf der Planei. Und nächstes Jahr sind wir hier in Hamburg nochmal dabei.“
Wenn es denn überhaupt noch einmal stattfindet, dieses kunterbunte Festival des Schlagers. Denn die Veranstaltung ist umstritten. Wegen des immensen Alkoholkonsums der Feiernden, der „Wildpinkler“, der Lärmbelästigung für die Anwohner. Andererseits: wie herzerwärmend, 400.000 Menschen so friedlich und fröhlich zusammen feiern zu sehen. Kleinkinder und Senioren, Teenager und Oldies, Menschen mit Rollator und im Rollstuhl. Singend, strahlend, glücklich. Alle.
Also, ich hoffe, es geht weiter. Und dann bin ich garantiert wieder dabei. Und, ja: DANKE, Mathias!
* die Mutter von Nicki Lauda heißt übrigens Elisabeth. Mama Laudaaa steht für ein sehr lässig gesprochenes „mach mal lauter“...
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