Auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, wird jeder freier atmen und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlen
Jean-Jacques Rousseau
Es gibt Tage, die sind einfach perfekt. Und genau so einen haben wir am 15. September zur Bergmesse der Gemeinde Anras anlässlich ihres 1250-jährigen Jubiläums erwischt.. Der Himmel blitzblau, die Temperaturen wie im Hochsommer, eine liebliche Bergwiese am Fuße des Spitzenstein und viele Menschen, die aus allen Richtungen hier herauf pilgern. So wie wir.
Mit unseren Vermietern Theresia und Thomas (Haus Mitti) sind wir mit dem Auto bis 80 Höhenmeter unterhalb des ca. 2060 Meter hohen Wiesensattels gefahren, auf dem die Bergmesse stattfindet. Wir sind schon zwei Stunden vor Beginn der Messe oben.
Statt Weihrauch steigt der Duft gegrillter Bratwürstl in die Nase. Doch wir lassen uns (noch) nicht verführen, sondern nutzen die Zeit für einen Ausflug zum Dorfberg (2115 m), der mit 40 Minuten Gehzeit angegeben ist. Und wenn wir nicht ständig die rot glühenden Wiesen fotografieren und uns gegenseitig versichern müssten, wie schön es hier ist, hätten wir diese Zeit sogar eingehalten. Für einen entspannten Rundblick am Gipfelkreuz bleibt trotzdem Gelegenheit. Fröhlich spazieren wir zurück – und staunen. Der Wiesensattel ist inzwischen voller Menschen. 400 sind's bestimmt. Es wird geredet, gelacht, Kinder toben herum. Eine herrliche Stimmung.
Als Pfarrer Hansjörg Sailer an einem provisorischen Altar-Tischchen seine Predigt beginnt, kehrt Ruhe ein. Man muss kein gläubiger Katholik sein, um sich von den Worten des Geistlichen und den teilweise humorigen Vorträgen der Gemeinde-Mitglieder berührt zu fühlen. Und als die Bläser der Musikkapelle Obertilliach spielen, bin ich mir plötzlich sicher, dass Blas-Instrumente wohl nirgends besser klingen, als in dieser einzigartigen Bergkulisse. Gänsehaut trotz Sommersonne.
Nach der Messe wartet ein weiteres musikalisches Highlight. Die Südtiroler Band „Titlà“ (heißt so viel wie „Tut nur“ / „Macht ruhig“) spielt auf.
Ein Schnapserl in Ehren...
Ich habe die Jungs vorher nicht gekannt. Aber jetzt liegt ihre CD „Paschtaschutta“ neben meinem Laptop. Die Songs mit Mundart-Texten und Instrumenten-Einsätzen, bei denen man sich mitunter in schottischen Highlands versetzt fühlt, passt in keine Schublade und begeistert uns alle total. Wir sitzen im Gras, trinken Holundersaft und – zugegeben – auch ein Schnapserl, die Füße wippen im Takt, und die Bratwurst legen wir nur aus der Hand, um zu applaudieren. Herrlich!
Trotzdem warten wir das Ende des Konzertes nicht ab. In einer musikalischen Pause bekennt der Veranstalter, dass die 400 angelieferten Bratwürstl leider schon aus sind, und wir starten zum zweiten Gipfelsturm. Diesmal soll's der Golzentipp (2317 m) sein. So können wir die Bergmesse zwischen zwei Gipfel betten.
Gipfelglück auf dem Golzentipp
Von den Klängen der „Titlà“ begleitet, steigen wir beschwingt bergauf. Wieder leuchten die Wiesen um uns herum, während sich am Horizont die Dreitausender Österreichs und Südtirols abzeichnen. Bis wir allerdings etwas atemlos auf dem Golzentipp stehen und die komplette Traumkulisse inklusive Großglockner bewundern dürfen, haben wir diverse Auf- und Abstiege hinter uns. Aber die lohnen sich ... sowas von...., dass Theresia, Thomas, Olaf und ich sogar noch das Gipfelkreuz erklimmen.
Den Rückweg über die inzwischen leergefegte Messe-Wiese zum Auto ist flott gemacht. In endlosen Serpentinen geht es hinunter ins Tal nach Abfalters-bach. Das Kaltgetränk im Gastgarten des Aigner-Badls ist der perfekter Abschluss eines perfekten Tages.
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