Spinnen die Finnen?

Helsinki – Saunas, Sapas und Skurrilitäten

Insel Pihlajasaari
Insel Pihlajasaari

Helsinki ist modern – und war 2012 sogar zu Europas Design-Hauptstadt.
Helsinki ist weltoffen – jedes Jahr legen bis zu 300 Kreuzfahrtschiffe im großen Hafen, rund 3 km von der City entfernt, an und ab.

Helsinki ist international – was man z. B. an den vielen mehrsprachigen Straßenschildern (finnisch, schwedisch, russisch, englisch) sieht. Und Helsinki ist ein bisschen verrückt. Oder wo sonst kann man abends im Karaoke-Taxi durch die Stadt gondeln, in der Sauna Hochzeit feiern, in der Ostsee Teppiche waschen oder eine Fahne hissen, um zu einem insel-Restaurant zu gelangen?

 

Der goldene Zwiebelturm der Uspenski-Kathedrale glitzert in der Sonne. Auf den breiten Stufen zum Dom Tuomiokirkko am Senatsplatz sitzen Studenten und bereiten sich auf die nächste Vorlesung vor. Auf der Freilicht-Bühne des Traditions-Lokals Kappeli an der Flaniermeile Esplanadi swingt eine Jazz-Band. Und unter den roten Marktschirmen am Südhafen biegen sich die Tische unter Erbsenschoten (isst man beim Bummeln frisch aus der Tüte), Kirschen, Äpfeln, Paprika, Tomaten und Krabben. 

Mediterrane Frühlingsstimmung in Europas Norden!

Finnlands Hauptstadt entwickelt sich immer mehr zu einem der beliebtesten Städtereiseziele unseres Kontinents. Es gibt viel zu sehen und zu erleben. Die Stimmung ist heiter, die Abwechslung groß, die Küche hervorragend, und langweilig wird's nie. Denn hier muss jeder auf Schritt und Tritt mit Überraschungen rechnen.

 

 

Diese Stadt ist modern, weltoffen und ein bisschen verrrückt.


Bei der Wahl zur „World Design Capital“ hätten sich die Juroren keine bessere Nr. 1 suchen können. Schließlich ist finnisches Design schon seit über 100 Jahren international ein Begriff. Und die Idee der Helsinki-Oberen, jungen Künstlern jedweder Richtung in den historischen Gebäuden eines ganzen Stadtviertels ein Forum zu geben, ist einen Extra-Applaus wert. In den sanierten und restaurierten Häusern des „Design Districts“ haben rund 170 aufstrebende Designer ihre Läden – Schuhgeschäfte und Glasboutiquen, Kunstgalerien und Taschen-Spezialisten, flippige Modeläden und elegante Adressen für ausgefallene Abendroben. Dazwischen ein Design-Museum und erstklassige Restaurants. 

 

Unser Tipp für eine kulinarisch außergewöhnliche Shopping-Pause: Im „Juuri“, was soviel wie Wurzel bedeutet, kann man sich an köstlichen „Sapas“ laben. Das sind finnische Tapas, z. B. geräuchertes Rentierherz mit Gelee aus Vogelbeerwein, Zander mit Spinat-Mousse oder Baltische Herings-Pastete mit weißem Rettich-Salat.

 

Ja, vom Essen verstehen die Finnen auch was. Sie sind voll auf dem Natur- und Bio-Trip, kaufen und verarbeiten hauptsächlich gesunde, regionale Produkte: Fisch, Wild, Beeren, Pilze. Die lassen sich auch prima mit traditioneller Küche verbinden, wie sie im Restaurant „Savu“ auf der durch einen Steg mit dem Festland verbundenen Insel Tervasaari zelebriert wird. In dem ehemaligen Teer- und Munitions-Lagerhaus von 1804 werden alte Bräuche gepflegt und Köstlichkeiten aus Omas Kochbuch serviert, z.B. zartes Lamm, 8 Stunden in Rauchbier geschmort, Rentiergerichte und – vom 22. Juli bis Mitte September – Flusskrebse. Mit Toast und Butter sind sie das Lieblingsgericht der Finnen. Dazu unerlässlich: der eine oder andere Wodka!

 


Auf den Inseln vor Helsinki gibt es mehrere Restaurants, die sich auf die Flusskrebs-Saison spezialisiert haben – in Sichtweite zum Ufer. Wer dort einkehren möchte,  hisst eine Fahne am Anleger – und wird Minuten später mit einem kleinen Boot abgeholt. 

 

Insgesamt gehören 315 Inselchen zur 635.000-Einwohner-Metropole. Alle sind per Boot, Wasserbus oder Fähre in ein paar Minuten oder einer halben Stunde zu erreichen. Zur Seefestung Suomenlinna sind's z. B. 15 – 20 Minuten. Die Garnisonsstadt wurde im 18. Jh. erbaut, gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Hier finden auch Kinder Spaß an Geschichte – vor allem wegen der vielen unterirdischen Gänge, in denen auch Schatzsuchen veranstaltet werden. Interessant: 

Die Kirche der Festungsinsel ist das einzige Gotteshaus der Welt, das gleichzeitig als Leuchtturm dient!


Beliebtestes Ziel für den Familienausflug ist die 26 ha große Badeinsel Pihlajasaari mit ihren langen weißen Sandstränden. Sie ist liebevoll für perfekte Urlaubstage ausgestattet – mit Spielplätzen, lauschigen Grillplätzen unter Bäumen, Badehäuschen am Strand und einem romantischen Insel-Restaurant. Viele Städter genießen es, hier ein paar Tage zu zelten und abzuschalten, obwohl die Stadt,  und damit der Alltag, in Sichtweite ist.

 

Zur Insel Uunisaari setzen die Helsinkier oft auch nach der Arbeit noch über, um ihrer allerliebsten Beschäftigung nachzugehen: dem Saunieren. Zwischen den Schwitzgängen hüpfen sie bei jeder Temperatur zum Abkühlen in die Ostsee. Und anschließend wird im Restaurant getafelt. Ja, sogar Hochzeiten werden auf der Saunainsel gefeiert! Die Finnen sind nun mal Sauna-begeistert. Und wenn das Brautpaar mit der ganzen Hochzeitsgesellschaft schwitzt, badet und feiert, kann das doch nur ein gutes Omen für eine glückliche Ehe sein, in der es zwar manchmal heiß hergeht, aber einer immer einen kühlen Kopf bewahrt. 

 

Uunisaari, Willkommen auf der Sauna-Insel
Uunisaari, Willkommen auf der Sauna-Insel
Sauna auf der Insel Uunisaari
Sauna auf der Insel Uunisaari

Teppichwaschplatz
Teppichwaschplatz

Größte Einigkeit herrscht bei den meisten Paaren, wenn es um die Gestaltung eines perfekten Frühlings- oder Sommer-Samstags geht. Früh morgens rollt die Frau einen Teppich zusammen und lässt sich von ihrem Mann mit dem Auto zu einer der Teppichwaschstellen an der Ostsee fahren. Ja, Sie haben richtig gelesen! In Helsinki schrubbt man Läufer, Bettvorleger und Flickerlteppiche eigenhändig im Ostseewasser! An extra dafür ausgewiesenen Stellen gibt es Stege zum Waschen, Holzbalken zum Trocknen, Tisch und Bänke, an denen sich die Frauen zusammen setzen können. 

 

Eine Thermoskanne mit Kaffee ist meist dabei, manchmal auch ein Fläschchen Wein, Sandwiches, Gebäck. Stundenlang wird palavert und erzählt, bis die Teppiche trocken sind. Und immer wieder klingen fröhliche Lachsalven übers Meer. Kaffeeklatsch wie zu Großmutters Zeiten – in Europas modernen finnischen Hauptstadt!

 


Sehr speziell, finden Sie? Das ist wohl wahr. Aber es geht noch spezieller. Den ersten Platz der Skurrilitäten-Charts in Finnlands liebenswerter Hauptstadt nehmen zweifelsohne die Karaoke-Taxen ein. Sie kurven abends und nachts durch Helsinkis Straßen, an Bord eine komplette Musikanlage mit Bildschirm und Mikrofonen. Fahrgäste können sich beim Taxidriver ihre Lieblingssongs wünschen (Oldies, aktuelle Hits, das komplette Singstar-Programm) und dann fröhlich singend durch die Stadt gondeln. 

 

Einziges Problem: Die Karaoke-Taxen sind der Hit bei Helsinkiern und Touristen und oft auf Tage hinaus ausgebucht. Wer sein rollendes Debut als Caruso oder Lady Gaga geben möchte, sollte rechtzeitig sein Taxi bestellen (Tel. 0600 05 06 07).  Egal, wohin es sie bringen soll – in diesem Fall ist der Weg wirklich das Ziel!

Karaoke-Taxi
Karaoke-Taxi